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(1) Ein gut entwickeltes Bewusstsein umfasst alle Teile des Wesens und des Lebens. Es ist integral und lässt nichts aus. Die Gärtnerhöfe sind letztlich an ihrem Gärtnerhofbewusstsein gescheitert, das nur sich selbst als zentral betrachtet und das Konfliktpotenzial der übrigen Bewusstseinsteile ignoriert hat. Eine neue Welt kann nicht auf einem Bein stehen. Je mehr (Bewusstseins-) Beine sie zur Verfügung hat, desto sicherer steht sie. Und so geht es in den Öko-Habitaten jeder Größe letztlich nicht nur, und vor allem nicht ausschließlich, um Ökologie und Energieeinsparung, sondern auch um alle Fragen des Zusammenlebens, um Fragen der Kultur, der Wirtschaft, der Politik, des geistigen und seelischen Lebens, der Sexualität… Man sollte sich darüber klar sein, dass ökologisches Denken ein Ausdruck des Bewusstseins ist und erst durch dieses ermöglicht wird. Die Kraft und Tiefe des ökologischen Gedankens und seine Umsetzung gewinnen somit erst durch die Ausweitung und Vertiefung des Bewusstseins an Schwungkraft und Substanz. Und wir sollten auch nicht vergessen, dass die Erde das größte Öko-Habitat darstellt. Als Bewohner dieses Habitats benötigen wir auch ein entsprechend weites Bewusstsein, das uns auch bei den kleineren Öko-Habitaten zugutekommt.
Die Bewusstseinsentwicklung, -forschung und -konsolidierung ist darum für jeden Menschen eine vordringliche Angelegenheit. Und erst wenn man ein einheitliches Bewusstsein hat, kann man die kritische Grenze komplett und klar überschreiten, und dem bewussteinsimmanenten Streben nach Fortschritt ungehindert folgen. Erst dann kann das menschliche Bewusstsein sein Potenzial entfalten und sich ausweiten und der Mensch zu einem wahren Menschen, zu einem Zukunftsmenschen werden, der das Werkzeug Verstand optimal einsetzt.

(2) Die Habitate an sich sind sicher eine aufregende Neuerung, aber die Menschen sind vielfach weniger aufregend und neigen dazu, sich mit den Neuerungen zu arrangieren und sich ein neues, bequemes, traditionelles Leben zu gestalten. Die Öko-Habitate sind aber eigentlich ein erster Schritt aus dem gewöhnlichen selbstmörderischen Leben hinaus und in ein progressives, zukunftsorientiertes Leben hinein. Wenn wir als Menschheit eine Chance haben wollen, dann dürfen die Habitate kein altes Leben in neuem Gewand werden, sondern müssen zu Kristallisationspunkten werden, um die herum sich ein neues Leben, ein neues Gemeinschaftsideal entfaltet.
Dazu muss sich auch das bisherige Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft ändern. In Öko-Habitaten ist es wichtig, dass die Bewohner stetig im Bewusstsein wachsen. Es geht nicht darum, nur die Fähigkeiten zu entwickeln, die für das übliche Gemeinwohl wichtig sind. Da die Gemeinschaft sich aus den Individuen zusammensetzt und von ihnen definiert wird, ist es wichtig, dass diese Individuen sich auch optimal entwickeln. Jeder Mensch ist einzigartig und hat eine ganz eigene Sicht der Dinge und ganz eigene Fähigkeiten. Alle Menschen zusammen bestimmen die Lebendigkeit, die Farbigkeit, die Ausdruckstiefe einer Gemeinschaft. In einem Öko-Habitat unterliegt man nicht mehr so ohne weiteres der Gemeinschaft, obwohl natürlich die Gemeinschaft feststellen kann, was ihrer Entwicklung förderlich ist und was nicht, sondern man formt die Gemeinschaft selbst mit. Das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft muss dynamisch werden, denn beide profitieren voneinander. Das bisherige System ist für Öko-Habitate mega-out.
In einem wahren Öko-Habitat wird also auch die Ökologie der Menschen gepflegt. Nur ein erblühter, reicher Charakter kann ein verantwortungsvoller Bestandteil der Gemeinschaft sein, und die Gemeinschaft profitiert von einem solchen mehr als von jedem Mitläufer. Darum wird die Gemeinschaft großen Wert darauf legen, dass alle zukunftsträchtigen Aspekte der Mitglieder optimal gefördert werden, also die künstlerische Ausdruckskraft, das Verständnis für den Mit-Habitanten, die wissenschaftliche Ausbildung, das Bewusstseinswachstum, die Kritikfähigkeit, die Persönlichkeitsentwicklung, die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, Flexibilität, Begeisterungsfähigkeit, handwerkliches Geschick… Jeder Mensch kann so vieles lernen und so vieles sein und dadurch so viel zur Gemeinschaft beitragen. Und damit die Gemeinschaft nicht einschläft, ist es wichtig, jeden Tag Fortschritte zu machen, jeden Tag dazuzulernen, jeden Tag vollkommener zu werden, jeden Tag mehr man selbst.
Jede Ökologie ist ein dynamisches System, und die Zukunftsökologie der Öko-Habitate macht es möglich, dass dieses System kein natürliches, statisches Gleichgewicht findet, wie in der Natur bislang üblich, sondern ein dynamisches, hoffnungsvolles, fortschrittliches Gleichgewicht.

(3) Wenn die ersten Hürden genommen sind und mit einem zukunftsweisenden Öko-Habitat-Verständnis die Basis für eine Habitatsgründung gelegt wurde, werden sich die ersten praktischen -Fragen mit der grundlegenden Planung befassen. Was kommt wohin? Wie viel Platz benötigen wir? Wie groß sollen wir planen? Wie fügt sich das Habitat in die Landschaft ein?
Für alle diese Fragen gibt es bekannte und noch unbekannte Richtwerte. Aber ein Öko-Habitat soll keine technokratische Hochburg werden, die auf leblosen Berechnungen aufgebaut ist, wenngleich man wichtige Erkenntnisse auch nicht missachten sollte. Die erste Überlegung gilt darum der Harmonie. Diese ist dann gegeben, wenn alles an seinem Platz und in Einklang ist. Und der erste Einklang gilt dem Land. In einer weiten Ebene wird man anders bauen als in einem Gebirgstal, an einem Fluss anders als an einer Küste, in den Tropen anders als in den gemäßigten Breiten. Man muss sich die Gegend ansehen, sich in sie hineinfühlen und dann herausfinden, wie man sich in die Landschaft harmonisch einfügen und das Land am besten nutzen kann. „Am besten nutzen“ bedeutet, nicht nur auf den Nutzwert für den Menschen zu achten, sondern auch zu sehen, dass die Natur davon optimal profitiert. Wirkliche Effizienz bedeutet nicht, das Beste für den Menschen oder gar nur für ein paar wenige Menschen herauszuholen, sondern die verfügbaren Möglichkeiten so zu nutzen, dass die Natur und ihre Ressourcen nicht weniger, sondern nach Möglichkeit mehr werden. Gegenseitigkeit und Miteinander von Mensch und Natur gehören zu den Erfolgskennzahlen eines wirklichen Öko-Habitats. Dass der Mensch sich auf diese Weise dauerhafte Lebensgrundlagen schafft, ist so gesehen eine natürliche Folge dieser Bemühungen.
Dabei ist die Natur an sich eigentlich ziemlich anspruchslos. Sich selbst überlassen, also ohne dauernde menschliche Eingriffe, erobert sie sich auch ohne unsere aktive Hilfe jeden Lebensraum zurück, der von uns nicht mehr belegt ist. Genau genommen ist sie ständig dabei, alle Bereiche, die nicht ausreichend von ihr durchdrungen sind, wieder in Besitz zu nehmen, und der Mensch kämpft stetig dagegen an. Das wird sich auch nicht völlig vermeiden lassen, denn Straßen und Äcker, auf denen Bäume wachsen, sind keine Straßen und Äcker mehr. Aber andererseits muss man auch nicht alles fast steril halten. Ein Mehr an Natur im menschlichen Lebensbereich wirkt bisweilen für das emotionale und seelische Wesen Wunder. Man sollte aber auch nicht in die Haltung verfallen, dass der Mensch der große Sünder ist, und die Natur darum immer zuerst kommt und wichtiger ist als der Mensch. Der Mensch ist Teil der Natur und hat darum Anspruch auf einen angemessenen Lebensraum, den er auch seinen Bedürfnissen und Notwendigkeiten entsprechend gestalten kann.
Bei der Siedlungsplanung muss man sich also zuerst darüber klar werden, wer was bekommt und wer wo Zugeständnisse machen kann und in welchem Ausmaß eine friedliche Koexistenz möglich ist. Das Verhältnis der Lebens- und Übergangsräume von Mensch und Natur ist also ein wichtiger Aspekt der Siedlungsplanung.
Der andere Aspekt betrifft den Menschen selbst: Wie viele Menschen sollen in dem Habitat leben? Wie ist das Habitat zu gestalten, um die menschliche Entwicklung optimal zu unterstützen? Wie wird das Habitat strukturiert?
Prinzipiell können Öko-Habitate fast unbegrenzt groß werden, denn der Mensch lebt überall auf der Welt, und wenn sich alle Menschen eines Tages in Öko-Habitaten organisiert haben werden, dann ist die Welt auch ein einziges durchgehendes Öko-Habitat – so wie es eigentlich auch sein sollte. Aber man kann nicht einfach ein Riesenhabitat über die Welt streuen. Das zukünftige Gesamt-Habitat muss irgendwie strukturiert und unterteilt werden. So wie ein Organismus aus Organen aufgebaut ist und die Organe aus Gewebeschichten und die Gewebe aus Zellen, so gibt es auch so etwas wie eine Urzelle in der Habitatsgenese. Diese hat zwei Komponenten: Das Urbild, die Idee, die Blaupause und seine Ausarbeitung, die Verwirklichung oder Materialisation. Das Urbild, das bereits angesprochene Ideal ist der Ausgangspunkt. Jetzt geht es darum, dieses Urbild umzusetzen und in die materielle Wirklichkeit hineinwachsen zu lassen.

(4) Eine der ältesten bekannten Bauformen, mit der in der Vergangenheit gerne Monumental- und Zeremonialbauten auf der ganzen Erde errichtet wurden, ist die der Pyramide. Pyramiden sind statisch ausgewogen und vor allem in ihrer massiven Variante ausgesprochen erdbebensicher.
Die Gründe, diese heutzutage ziemlich unübliche Bauform in die Reihe Öko-Habitat-tauglicher Modelle aufzunehmen, sind vielfältig. Wenn es nur darum geht, mit möglichst wenig Materialeinsatz auf geringer Grundfläche möglichst viele Menschen in gut isolierten Gebäuden unterzubringen, dann sind moderne Hochhäuser sicher nicht so einfach zu schlagen. Aber ein Öko-Habitat stellt größere Anforderungen, und viele Menschen auf wenig Raum zu konzentrieren, zählt nicht dazu.
Öko-Pyramiden sind keine glatten Pyramiden, wie sie dem pharaonischen Konzept entsprechen, sondern Stufenpyramiden, obwohl man sie zum Zwecke der Solarenergiegewinnung auch glatt konzipieren kann. Die Stufen sind gut 1 m hoch und werden mit ebenso hohen erdgefüllten Wannen bedeckt, die etwa 0,5 bis 1 m breiter sind, so dass die Pyramiden von einer dicken, terrassierten Erdschicht bedeckt sind. Man kann die Stufen zwar auch schmaler und niedriger machen, aber wer Pflanzkästen mit einem Querschnitt von 30 x 30 cm oder 40 x 40 cm kennt, der weiß, dass sie schnell durchwurzelt sind, leicht austrocknen und im Winter leicht komplett durchfrieren, wobei ein Teil des Bodenlebens zugrunde geht und die notwendigen Zersetzungsvorgänge im Frühjahr nicht richtig in Gang kommen, mit der Folge, dass man die Erde in diesen Kästen jedes Jahr austauschen muss. Bei einer Bodenhöhe von 80 oder 100 cm kann der Boden gar nicht ganz durchfrieren, so dass Würmer und anderes Bodenleben, das sich im Winter in frostfreie Regionen zurückzieht, hier überleben und im Frühjahr sofort seine Arbeit wieder aufnehmen kann. Auf diesen Terrassen kann man Gemüse, Kräuter, Blumen und sogar Beerensträucher und Kleinstobstbäume anbauen, so dass ein Teil der Fläche, den die Wohnpyramide belegt, für die Bewirtschaftung gar nicht wirklich verloren geht.

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