Ein Bereich des menschlichen Lebens, der recht kontrovers betrachtet wird und der sehr große Auswirkungen auf unsere globale Gesellschaft hat, ist die Religion. In einer kurzen und oberflächlichen Definition ist Religion der Bereich des menschlichen Lebens, der sich mit dem Göttlichen beschäftigt und mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Ritualistik verbunden ist. Dabei gibt es durchaus Grenzfälle wie den Buddhismus, der keine explizite Gottheit kennt, aber sehr rituell ist, oder den Fußball, der rituell wie eine Gottheit verehrt wird, oder die Religion des Fliegenden Spaghettimonsters, die formell eine Gottheit hat, der rituell gehuldigt wird, die aber scheinbar nur aus Spaß gegründet wurde. Die Religion ist ein Quell sozialen Fortschritts, sozialer Stagnation und sozialen Rückschritts. Sie ist verantwortlich für vermutlich wesentlich mehr Krieg als Frieden. Sie vermag uns zu inneren Weiten zu öffnen oder uns diese durch obstinate Engstirnigkeit zu verschließen. Und sie hat Einfluss auf gewaltige Menschenmassen, auch wenn dieser in der westlichen Welt langsam weniger wird.
Noch aber ist die Religion eine Macht mit gewaltiger Sprengkraft, die bei der Ausformung der Zukunft und bei der Entfaltung des Menschseins eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, sie ist eine Kraft, die im Konzert der Mächte dieser Welt eine bedeutende Rolle einnimmt und mithelfen kann, die Menschheit in eine hoffnungsvolle und lebenswerte Zukunft zu führen. Sie könnte bei den Entwicklungen, die vor uns liegen, das Zünglein an der Waage darstellen. Dementsprechend trägt sie auch eine enorme Verantwortung.
Aber wird sie dieser Verantwortung auch gerecht?
Und steht ihr diese Verantwortung überhaupt zu?
Und wenn nicht, was ist ihre Verantwortung, welches ist ihre eigentliche Aufgabe im Gesamtbild der menschlichen Gesellschaft, und erfüllt sie diese Aufgabe auch zufriedenstellend?
Und das führt dann zu der grundlegenden Frage, was Religion eigentlich ist, wo sie beginnt und wo sie aufhört und wie es um die viel gerühmte Religionsfreiheit steht.
All diese Fragen müssen geklärt werden, nicht nur intellektuell und individuell, sondern vor allem ganz praktisch und global mit den zugehörigen Wandlungen und Paradigmenwechseln. Das ist kein leichtes Unterfangen, insbesondere weil es dem aktuellen Selbstverständnis der Religion widerspricht und die Beharrungskräfte ihrer Organisation und Nicht-Organisation enorm sind.
Und dann ist da noch das Problem mit der Alleingültigkeit, die nahezu jede Religion wie selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt.
Der erste wichtige Schritt für diese Unternehmung besteht darum darin, die Evolution der Religion etwas genauer zu beleuchten.